Gedichte von Samain, Silvestre und anderen

Gedichte von
Samain, Silvestre und anderen

Übersetzt von
Martin Schmurr
Soir sur la plaine

“>Vers l’Occident, là-bas, le ciel est tout en or!

Le long des prés déserts où le sentier dévale

La pénétrante odeur des foins coupés s’exhale.

Et c’est l’heure émouvante, où la terre s’endort.

La faux des moissonneurs a passé sur les terres

Et le repos succède aux travaux des longs jours.
Parfois une charrue oubliée aux labours

Sort comme un bras levé, des sillons solitaires.

La nuit à l’Orient verse sa cendre fine.
Seule au couchant s’attarde une barre de feu.

Et dans l’obscurité qui s’accroît peu à peu
La blancheur de la route à peine se devine.

Puis tout sombre et s’enfonce en la grande unité.

Le ciel enténébré rejoint la plaine immense.

Ah! Ecoute! Un grand soupir traverse le silence,

Et voici que le coeur du jour s’est arrêté.

Abend in der Ebene

Dort in der Ferne, gegen Westen, ist der Himmel ganz aus Gold!

Entlang den menschenleeren Wiesen, wo der Pfad versinkt,

Entströmt durchdringend der Geruch des frischgemähten Heus:

Es ist die ergreifende Stunde, wo die Erde einschläft.

Die Sense der Erntearbeiter ist über die Felder gegangen,

Und Ruhe folgt der langen Tage Arbeit.

Zuweilen streckt sich eine nach der Arbeit überseh’ne Pflugschar
Wie ein Arm aus den einsamen Furchen.

Die Nacht verstreut im Osten ihre feine Asche.
Nur wo die Sonne unterging, verweilt ein Feuerbalken.

Und wie die Dunkelheit allmählich zunimmt,

Ahnt man kaum das Weiß der Straße noch.

Dann verschwindet alles und taucht in das große Eine;

Der dunkle Himmel schließt sich an die endlose Ebene.

Höre! Ein großer Seufzer hallt durch das Schweigen;

Und nun steht das Herz des Tages still.


Renouveau

Mesdames et Messieurs, c’est moi: moi le Printemps!

Moi le Printemps, dont le sourire clair charme les plus moroses.

Qui mets des rayons d’or dans les lys éclatants

Et cache des baisers sous les lèvres des roses.

J’arrive de l’azur et ne suis pas farouche,

Eveillant sur mes pas les sons et les couleurs.

Je revêts de beauté tout ce que ma main touche
Et ma bouche s’empourpre au calice des fleurs.

Je peuple les jardins et je tisse les nids,

J’apprends des airs nouveaux aux pinsons comme aux merles
Et dans les ruisseaux bleus qu’Octobre avait ternis,
J’égrène des colliers de saphirs et de perles.

J’ouvre les coeurs sur terre et dans le ciel, les ailes
Au velours des iris, sur le bord des étangs,
Je promène le vol des vertes demoiselles.


Frühling

Meine Damen und Herren, ich bin’s, ich, der Frühling!


Ich, der Frühling, dessen helles Lächeln selbst die Mürrischsten
verzückt.
Der ich goldne Strahlen in die aufblitzenden Lilien schicke

Und Küsse verstecke unter den Lippen der Rosen.

Ich komme aus dem Blau des Himmels und bin euch wohlgeneigt;
Mit jedem Schritt erwecke ich neue Klänge, neue Farben.
Was meine Hand berührt hat, strahlt in Schönheit,
Und mein Mund verfärbt sich purpurn in dem Kelch der Blüten.

Ich fülle die Gärten mit Leben und webe die Nester;
die Amseln und Finken lehre ich neue Lieder,

Und in den blauen Bächen, die Oktober trüb zurückließ,
Fädle ich Ketten auf von Perlen und Saphiren.

Ich öffne die Herzen auf Erden und im Himmel, die seidigen
Flügel der Iris; an den Ufern der Teiche
Lasse ich die grünblauen Libellen fliegen.

Diese Gedichte und weitere übersetzte ich anno 1988 für eine CD-
Aufnahme von Liedern und Chören von Lili Boulanger, Fanny Hensel und
Clara Schumann mit dem Heidelberger Madrigalchor unter der Leitung von
Prof. Gerald Kegelmann.HörenKaufenDiese Aufnahme wurde
im Deutschlandfunk, NDR, WDR und BR gesendet und ist
auch in Japan bekannt.